Eine Exkursion zum "Fuchsbau"
Etwas mehr als ein Jahr ist vergangen, seit sich ein Großteil der Vereinsmitglieder und Interessierte in Rüdersdorf trafen. Damals konnte ich nur an Hand von Dokumenten und Erinnerungen, durch das „Objekt Traube“, die ehemalige Hauptführungsstelle des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, führen. An diesen Tag und das anschließende arbeitsreiche Jahr, erinnerte ich mich, als ich am letzten Sonnabend über die Autobahn in Richtung Fürstenwalde fuhr. Viel ist seit dem September 2010 geschehen. Das Buch über das Objekt 5001 (Honecker Bunker) ist erschienen und hat schon viele interessierte Leser gefunden. Da dieses Objekt gegenwärtig nicht begehbar ist, versuchen die Mitglieder unseres Vereins, dieses Manko mit einer aussagekräftigen Dokumentation auszugleichen. Der virtuelle Rundgang durch die 5001 hat schon ordentlich Gestalt angenommen, und wer noch nicht dort vorbeigeschaut hat, sollte es nachholen.
Aber es gab auch Bunkerarbeit zum Miterleben und Anfassen. Das kann in den Berichten zur Öffnung der abgesetzten Sendestelle (Objekt 5002) nachgelesen werden. Im Sommer des Jahres 2011 gab es für Bunkerenthusiasten wieder einen Höhepunkt: die Führungsstelle der Volksmarine bei Tessin wurde durch Claus Funke (unterstützt auch durch den Bunker 5001 e.V.) für einige Monate geöffnet. Viele Vereinsmitglieder waren zum Schauen vor Ort und einige packten auch tatkräftig mit an. Diese beiden Objekte gehören aber, im Gegensatz zur "Traube", schon zur nächsten Generation von Bunkeranlagen, den Grabenschutzbauwerken. Beim Objekt in Tessin (Inbetriebnahme Anfang der 1970er Jahre) handelt es sich um das zweite große Schutzbauwerk (das erste war das Objekt 16/017 bei Hennickendorf), das von Ingenieuren und Technikern der DDR, unter Nutzung der sowjetischen Erfahrungen, projektiert und errichtet wurde. Der Komplex 5000 mit seiner abgesetzten Sendestelle wurde einiges später, 1983 in Betrieb genommen.
Die Anfänge des Bunkerbaus in der DDR lagen aber zeitlich deutlich früher und auch daran erinnerte ich mich. Bei unseren Recherchen zur Dokumentation stießen wir auf das Protokoll des Nationalen Verteidigungsrates der DDR aus dem Jahr 1962. Der Punkt 6 der Tagesordnung beschäftigte sich mit der Schaffung von Führungsstellen. Hier referierte der Minister für Nationale Verteidigung, Heinz Hoffmann, über die Zielstellung, drei alte untertägige Anlagen als Führungsstellen auszubauen (Dokument unter WebID 301 einsehbar). Es wurde neben der Anlage in Geltow, auch Rüdersdorf und Fürstenwalde benannt. Nachdem ich Rüdersdorf in fast zehn Jahren eigen Erleben kennenlernte, war ich auf das, im Juni 2011, wiedereröffnete Objekt "Fuchsbau" in den Rauener Bergen gespannt. Genauso ging es sicherlich den Vereinsmitgliedern, die sich unserer Exkursion angeschlossen hatten.
Dieses Objekt wird seinen Besuchern als Bunkeranlage Fuchsbau bzw. ZGS 14 (Zentraler Gefechtsstand) vorgestellt. Schon der Name zeigt die Besonderheit dieser Bunkeranlage. Sie besteht nämlich aus Alt- und Neubau. Das Dokument des NVR bezog sich auf den Altbau und in der DDR wurde der Name Fuchsbau möglichst umgangen, denn bei dieser Bezeichnung handelte es sich um den Namen der ehemaligen Nachrichtenzentrale der SS. Doch wenn man dem technischen Denkmal gerecht werden will, muss auch dieser Teil der Geschichte betrachtet werden. Ich spare mir weitere Einzelheiten zur Geschichte und Funktion des Bunkers, dass kann der interessierte Leser besser und umfangreicher auf der Website www.bunkeranlage-fuchsbau.de , nachlesen. Ich möchte nur noch einige persönliche Eindrücke anmerken. Der verwinkelte Eingang macht dem Namen des Objektes alle Ehre. Der Besucher fühlt sich tatsächlich in die enge Röhre eines Fuchsbaues versetzt. Bei mir weckte das die Erinnerung, an den engen verschlungenen Schleusenbereich und einige Lüftungsstollen der "Traube". Auch das System der durch Quergänge verbundenen Stollen, lässt große Ähnlichkeit in der Konstruktion erkennen. Allerdings waren die Gänge und Räumlichkeiten im Nutzungsbereich der "Traube", um einiges größer angelegt. Nach dem Durchstreifen der Röhren des alten Bunkers und den Erläuterungen vom Begleitenden ehemaligen Chefdispatcher, war der Übergang zum Neubau erreicht. Dieser ist über einen Tunnel zugänglich und hier schließt sich ein Grabenschutzbauwerk moderner Bauart an.
Auch wenn die Erinnerungen an frühere Jahre eine eigene Betrachtungsweise förderten, bin ich davon überzeugt, dass auch unsere Vereinsmitglieder viele Eindrücke mitnehmen konnten. Dazu trugen auch die sachlichen und informellen Erläuterungen von Achim Pötsch bei. Ich möchte im Namen aller Beteiligten ihm und der "wieder neu" im Bauwerk tätigen Gruppe von ehemaligen Technikern für ihr Entgegenkommen danken und freue mich auch weiterhin auf gute Zusammenarbeit.
Mit freundlichen Grüßen, J. Freitag
Fotos: Denny Müller
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