Die Perle im Urstromtal
Die Botschaft hört` ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Johann Wolfgang von Goethe
Eigentlich hatte ich in diesem Beitrag etwas zum Aufbau der Dokumentation versprochen, aber ich muss noch um etwas Geduld bitten. Stattdessen noch einmal etwas Geschichte und wie es so ist, fängt die Geschichte in der Gegenwart an.
Am 21.03.09 erschien in der „Wiener Zeitung“ ein Artikel von Rebecca Hillauer
Bei einer Formulierung habe ich doch gestutzt, sie schreibt vom Tarnnamen „Perle“ und da sind sie wieder da, die Erinnerungen. Doch bei allem Nachdenken, die Bezeichnung Perle fällt mir, nur im Zusammenhang mit einem Artikel aus dem „Neuen Deutschland“ ein. Diesen Artikel werde ich wohl nie in meinem Leben vergessen, dort wurde am 11. April 1990 das erste Mal ausführlich und in allen Zusammenhängen, über das Objekt 5001 berichtet. In dieser verrückten Zeit war alles möglich, dort wurde mit einer Selbstverständlichkeit über (bis dahin) Staatsgeheimnisse geschrieben, als berichte man über das Blütenfest in Werder.
So etwas hatte es bisher nur im anderen Teil Deutschlands gegeben, wo bereits Mitte der 80er Jahre über Aarweiler (Regierungsbunker der BRD) polemisiert wurde, damals haben wir schadenfroh gelächelt. Mit diesem Beitrag wurde die Hauptführungsstelle der DDR enttarnt, auch wenn keine Fotos über die Technik erlaubt wurden, allein die Offenbarung was sich dort befand, verminderte den Gefechtswert der Anlage im hohen Maße.
In diesem besagten Artikel, las ich diese Bezeichnung „Perle“ zu ersten Mal, doch damals gab es gewiss andere Probleme, als mir darüber Gedanken zu machen. Durch den Artikel von Frau Hillauer bin ich wieder auf diese Problem gestoßen und da die Klärung solcher offenen Fragen auch ein Anliegen unserer Dokumentation ist, habe ich recherchiert. Zuerst habe ich mich bei alten Weggefährten aus der 5001 erkundigt, aber Fehlanzeige. Meine letzte Hoffnung, mein ehemaliger Vorgesetzter, Chef der Verwaltung Spezialbauwesen der NVA, Generalmajor a.D. Schubert. Der glaubte sich dunkel zu erinnern, dass es in der Planungsphase eine solche Bezeichnung gegeben haben soll.
Doch merkwürdiger Weise fiel im sofort, die in dem damaligen Zeitungsbeitrag gebrauchte Formulierung, „die Perle vom Urstromtal“, wieder ein. Hat ihm sein Gedächtnis einen Streich gespielt und sind dort, nach mehr als 40 Jahren, Tatsachen und Fiktion vermischt? Ich möchte es fast bejahen, denn ich kannte mehrere aktive Tarnnamen „Alte Eiche“, „Welikan“ und „Menthor“. Diese Bezeichnungen hatten im Zusammenhang mit dem Komplex 5000 alle ihre Bedeutung, doch das sind andere Geschichten und irgendwann werde ich auch dazu etwas schreiben.
Die Tarnbezeichnung „Perle“ war nicht dabei und damit sind wir beim damaligen Zeitungsbeitrag, den Inhalt können Sie hier (Artikel) und hier (Bild) noch einmal nachvollziehen. Wenn man diesen Beitrag aufmerksam liest, könnte die nebulöse Bezeichnung „Perle“ eine Erfindung des dubiosen Herrn Winkler sein. Ausgedacht um seine nur allgemeinen und spekulativen Kenntnisse zu diesem Objekt, mit etwas Interessantem zu würzen und besser zu verkaufen. Die Medien haben sich darauf gestürzt und einer hat vom anderen abgeschrieben, Herr Paul Bergner hat das ganze später noch weise abgenickt und schon nahm der Nebel feste Gestalt an. Leider gab es hier viel Nebel, der zu festem Beton geformt wurde.
Das ist meine Sicht der Dinge, im Moment nur mit 99% Sicherheit, doch ich hoffe, das restliche eine Prozent kriege ich auch noch hin.
Für heute mit freundlichen Grüßen, Jürgen Freitag