Neue Erkenntnisse und Vereinsgründung
Es geht nicht einfach darum, auf den Zug der Geschichte zu springen,
man muss auch wissen, wohin die Reise geht.
Edith Cresson
Die Mails einiger treuer Leser unserer Seite erinnerten mich daran, dass wir längere Zeit keinen Beitrag eingestellt haben. Es gab auch keine spektakulären Dinge die uns dazu gedrängt hätten. Auf der anderen Seite gibt es aber eine sehr interessante Sache, die mich und uns im Moment ziemlich auf Trab hält. Dazu aber mehr in ein paar Wochen.
Die Arbeiten an unserer Dokumentation verlaufen nach Plan, wir haben aber leider noch nicht den Sprung gemacht, dass im großen Umfang Neues vorgestellt werden kann. Ich kann aber auch die Neugierde und Ungeduld verstehen, weitere interessante Informationen von uns zu erhalten und wir kommunizieren auch mit einigen Lesern unserer Seite. Aber auf alle, insbesondere spezielle Wünsche, können wir leider (noch?) nicht im gewünschten Maße eingehen. Trotzdem sind wir aber natürlich an den Meinungsäußerungen interessiert - bitte nicht böse sein wenn wir nicht allen gerecht werden können.
Etwas Neues können wir aber vermelden, der Verein „Bunker 5001 e.V." ist in Gründung begriffen. Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, damit wir dem Anliegen unseres umfangreichen Projektes noch besser Rechnung tragen können. Schlussendlich ist aus dem alten Verbund des BBN e.V. mittlerweile eine deutlich veränderte und unabhängige Struktur entstanden, die sich auf den Bunker 5001 spezialisiert hat. Auch sind kaum mehr Mitglieder der ehemaligen BBN Gruppe an Bord. Was nicht heißt, dass es Probleme gegeben hätte; es war einfach der Lauf der Dinge. Wir denken durch den Verein Bunker 5001 ein Instrument zu schaffen, dass der Dokumentation und dem Bunker selber auf lange Sicht nutzen wird.
Selbstverständlich haben wir uns nicht nur mit der Vereinsgründung beschäftigt, sondern auch weiter an der Software und der technischen Beschreibung gearbeitet. Dazu stehen weitere Recherchen in den verschiedensten Institutionen an. Das Material ist teilweise, wie es schutzbaumäßig gefordert war, gut getarnt. Was im Klartext heißt, alles ist sehr zeitaufwendig. Auch an dieser Stelle noch einmal die Bitte: Wer uns mit Informationen oder Material helfen kann, ist sehr willkommen. Doch wir möchten unsere Funde auch gerne teilen. So haben wir unter anderem die Innendienstordnung der Hauptführungsstelle gefunden. Speziell für mich ein Erinnerungsstück der besonderen Art, denn ich habe den ersten Entwurf mit erarbeitet. Neben den Festlegungen über Sicherheit und Geheimhaltung wurden auch das Dienstregime und die Nutzung geregelt. Besonders wichtig waren die Aussagen zu den Pflichten und Rechten des Bauwerkskommandanten.
Quelle: BStU, Signatur: MfS HA PS 5325
Weiterhin gibt es ein erhellendes Dokument zum Objekt 16/017 in Hennickendorf. Teilweise wird es ja angezweifelt, dass dieses Objekt als HFÜST verwendet wurde. Im Dokument wird zwar eine andere Objektbezeichnung (16/601) gebraucht, aber die Objekte sind definitiv identisch. Hier werden auch konkrete Anforderungen für einen Umbau aufgelistet. Dabei ging es natürlich um die Aufbesserung der Ausstattungsnormen, aber einen übertriebenen Interhotelstatus kann ich, aus persönlichem Erleben, nicht bestätigen. Generell musste die technische Einsatzbereitschaft erst wieder hergestellt und die Ausstattung der Nachrichtentechnik erhöht werden. Das bezieht sich auch auf die Kommunikationsmöglichkeiten der Belegungsräume. Als weitere Perspektive für dieses Objekt wurde die Nutzung als Ausweichführungsstelle für den NVR bzw. als Führungsstelle für den Vorsitzenden des Ministerrates angedacht.
Quelle: BStU, Signatur: MfS HA PS 1368
Auch auf der 17/5001 konnte die Hauptabteilung Personenschutz (HA/PS) ab 1986 Forderungen stellen. Dabei wurden dann auch solche Dinge beraten, die durch die Leitung dieses Bereiches in den Jahren zuvor, eigenverantwortlich hätten geklärt werden können.
Quelle: BStU, Signatur: MfS HA PS 1368
Gefunden haben wir auch noch eine der journalistischen Kostbarkeiten der 1980er Jahre. Dichtung und Wahrheit liegen hier eng beieinander. Wobei die Ortsangaben, die furchterregende HSA und die Anzahl der Geschosse des Bunkers auf der Wahrheitsseite liegen, alles andere ist „Hirnschmalz". Nachdem einige Berichte über Bunkeranlagen West durch den Blätterwald gerauscht sind, musste natürlich auch etwas Abschreckendes über den Osten her. Da passte es natürlich gut, wenn man etwas über die Cocktails schlürfenden Genossen schreibt, die irgendwie zwei atomverseuchte Jahre in siebzig Meter Tiefe überwintern wollten. Man könnte es als Witz abschreiben, wenn die Jahre nicht so ernst gewesen wären. Die Spionageabwehr der DDR beschäftigte sich mit dem Vorfall und relativ sicher waren geheimdienstliche Erkenntnisse des Westens eine der journalistischen Quellen.
Quelle: BStU, Signatur: MfS HA 1 15076
Wie man aus den verschiedenen Sachbereichen erkennen kann, gibt es immer wieder Interessantes zu entdecken. Es ist aber ein großes Puzzle, das vermutlich nie vollständig sein kann. Aber „es wird"...
Für heute mit freundlichen Grüßen, Jürgen Freitag